Mittwoch, 8. Februar 2012
Ich kenne einen Umweg,
sagte meine Tochter als sie noch klein war, und meinte damit eine Abkürzung. Sie hat, wie es mir scheint, diesen Versprecher verinnerlicht, denn all ihre Wege bestehen aus Umwegen und deshalb kommt sie niemals an Ziel. Es ist schwer, das zu sehen und dabei weder weinerlich noch wütend zu werden. "Machen Sie es sich schön, mit Ihrem Mann und den Hunden", sagte die Frau von der Hilfestelle, die vor Jahren bei uns war und die ich beim Einkauf traf, "Ihre Tochter ist erwachsen und hat den stärksten Willen, den ich je erlebt habe".

Mag sein, dass sie einen überaus starken Willen hat. Dennoch geht sie Umwege und keine Abkürzungen. Und ich bin wütend. Und weinerlich. Abwechselnd.

Wie ich darauf jetzt komme, ist der Umstand, dass ich nächtlich ebenfalls herumirre. Auf fremden Bahnhöfen, den richtigen Zug nicht findend. Auf fremden Straßen, autofahrend, und nicht die rechte Kreuzung findend. Auf dem Fahrrad, gigantische Berge erklimmend, und irgendwie niemals ankommend. Abwechselnd. Immer dieselbe Art Traum mit immer derselben Abwechslung.

Ich kenne auch Umwege. Abkürzungen weniger.