Mittwoch, 30. Januar 2013
Schlaf und Tiere
Nach jahrelangem Nachtirrsinn endlich was gefunden, das mir zu einem guten bis sehr guten Schlaf verholfen hat. Ist zwar nicht wirklich kostengünstig, aber wenn man schon kurz davor war, sich unterm Dach aufzuhängen, um endlich zur Ruhe zu kommen, dann spielt das keine Rolle mehr.
Vitamin-B-Komplex, vegan.

Einige Webseiten über RLS (Restless-Legs-Syndrom) nennen Vitamin-B-Mangel und Eisenmangel als eine der diversen Ursachen für die qualvollen Nächte. Ein Versuch mit den "üblichen" Vitaminpillen hat jedoch nichts bewirkt. Erst diese tausendfache Überdosierung bringt es wirklich. Sage meinen Dank. Meinen aufrichtigen Dank.

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Vegan zu leben erweist sich als nicht so einfach, wie es auf den ersten Gedanken scheint. Die Überproduktion der Massentierhaltung wird tatsächlich überall "verwurstet". Wer käme auf den Gedanken, dass Fruchtsäfte tierliche Substanzen enthalten? Oder sogar Wein mit einem Enzym aus einem Kälbermagen versetzt worden sein kann?

Das Steak in seiner sterilen Verpackung und in rosiger Unschuldigkeit erinnert im Supermarktkühlregal nicht mehr an seine Herkunft. Joghurt, Schmand und Sahne scheinen im Plastikbecher gewachsen zu sein. Die putzmunteren Kühe auf herrlichen Alpenwiesen in der Werbung sind so wunderschön anzusehen, welch´ein Idyll! Und wenn kümmert es, dass die Bevölkerung der Schweine in Massentierhaltungsanstalten in NRW die menschliche Bevölkerung zahlenmässig übertrifft?

Versuche, mit Mitmenschen über das Elend in der Massentierhaltung zu sprechen, über die kurze Lebensdauer einer Hochleistungs-Milchkuh, über den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum, Welthunger und resistenten Keimen erinnert an Diskussionen mit der älteren Generation über Zwangslager in der Nazizeit: "Das haben wir aber doch nicht gewusst!" und weiter: "Ich als Einzelner kann doch daran auch nichts ändern." Oder: "So schlimm wird es schon nicht sein. Der Mensch hat schon in der Steinzeit Fleisch gegessen. Was soll denn jetzt daran falsch sein?"

Im Grossen und Ganzen komme ich klar. Lediglich der Verlust von Parmesan und Schnittkäse macht mir zu schaffen. Und hier in der Provinz ist das Angebot an veganen Einkaufsmöglichkeiten sehr beschränkt. Online-Angebote erscheinen mir recht teuer, so dass ich darauf (noch) verzichte.

Vegan bedeutet übrigens nicht unbedingt auch kalorienarm. Die Auberginen-Aufstrichcreme kommt mit 360 Kalorien je 100 Gramm daher. Hossa!

Ich schwöre nicht und verspreche nicht, dass ich jetzt lebenslang auf tierliche Produkte verzichten werden, werde aber ernsthaft austesten, wie es sich leben lässt und wo es hakt, im Alltag. Ich vermute jedoch bereits jetzt, dass es teurer werden wird. Das ist ungefähr so wie mit den laktosefreien Lebensmitteln, die alle erheblich teurer sind als die Verwandschaft im Kühlregal. Es ist ja auch nichts anderes als ein Geschäft, mit dem es sich gutes Geld verdienen lässt. So, wie alles andere auch, dass auch nur ein wenig von "normal" abweicht.

Über Kleidung und Kosmetik mache ich mir wenig Gedanken, da ich ohnehin schon immer zu Baumwolle und weitgehendst ungeschminkt tendiere. Haarspray und Co. interessieren mich auch nicht. Aber Shampoo und Seife sollte ich jetzt nicht einfach weglassen, das würde wohl zu sozialer Isolation führen. Ach, es ist unglaublich, was alles an Tieren getestet wird. Tatsächlich unglaublich und unvorstellbar.

Und wenn man dann noch auf "Fairtrade" Wert legt, Kinderarbeit ablehnt und die Umweltbelastung im Auge behalten will, ist man den ganzen Tag damit beschäftigt sich zu überlegen, was man denn überhaupt noch kaufen kann, ohne irgendwen mächtig zu bescheissen. Hossa, what a wonderful world!