Mittwoch, 11. April 2012
Unglücksrabe
Der Ausflug ins Ruhrgebiet wäre fast gut gegangen, wäre der Unglücksrabe mit den ohnehin schon demolierten Gliedmaßen und der angekratzten Psyche nicht mit der Kralle der linken Vorderpfote (ausgerechnet links, ich sag ja: Unglücksrabe) in einem Gitter eines Schmutzfangs hängengeblieben. Direkt vor der Haustür der Frau Mutter, die zu besuchen es galt.

Anstatt zu warten, bis wir ihn befreit hätten, zog er und zerrte. Und kam frei. Allerdings steckte die gesamte Kralle im Gitter und der Pechvogel blutete wie ein angestochenes Dingsda. Tatsächlich war es eine gigantische Pfütze Rot, direkt vor der Tür.

Angesichts dessen waren alle Beteiligten so dermaßen wirr, dass Frau Mutter nach einigen Minuten Panik "Erstmal Tschüss" sagte und wir es nach einiger Zeit bemerkten. Also, dass sie uns verabschiedete, zur Begrüssung. Da war es dann aber auch schon egal. Der Hund hörte irgendwann auf zu bluten und wir waren schweissgebadet und total erschöpft.

Da ging es dann aber erst los. Das Fressen. Ans sehr späte Frühstück schloss sich Kaffee und Kuchen an und danach dann warmes Abendessen. Fräulein Tochter, die sonst vielleicht drei Löffel Reis am Tag frisst, sorry: isst, bekam so fürcherliches Bauchweh, dass der Hund beinahe vergessen war. Eine Rolle Klopapier später mussten wir uns dann auch schon wieder verabschieden, weil eine Übernachtung mit zwei Hunden und Tochter doch so gar nicht geht. Auch ohne Tochter nicht, nur so anmerkend gesagt.

Auf der Rückfahrt war es ganz still im Auto. Der Unglücksrabe war vollkommen erledigt von seinem neuerlichen Pech. Die Tochter hielt die Hände an den Bauch. Der Meinige fuhr. Ich sinnierte über die Mutter, die - natürlich - alt aussah. Alt und müde. Und doch irgendwie agil. Ich glaube nicht, dass ich in deren Alter noch so agil wäre. Echt nicht.

Ostern dann alle Viere irgendwo hin versteckt. Telefon und Tür ignoriert und versucht, an nichts zu denken. Ha, als ob das ginge!

Demnächst eine Woche Urlaub, weit weg. Und danach direkt in den Kampf, Teil Vierhundertsechzehn, um und mit Fräulein Tochter.

Hossa.