Freitag, 8. Juni 2012
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So richtig verarscht worden, mal wieder. Ganz, ganz grosses Kino war das. Aber, offen gestanden, habe ich nichts anderes erwartet. War ja immerhin auch nicht das erste Mal, dass sie wieder "daheim" einzieht und den verlässt, der ihr regelmässig die Fresse blau haut. Dass sie ausgerechnet ihren Geburtstag für den Tag X ausgesucht hat, hat das alles noch eine Spur dramatischer gemacht. Wir haben zur Ablenkung und als Geburtstagsgeschenk eine tolle Feier gesponsert, für irgendwelche Halbaffen, die wir noch nie zuvor gesehen haben, und die sich an Speis und Trank labten, wobei Trank eindeutig überwog. Sollten sie ja auch, ist ja auch Sinn einer Feier und es schien alles gut zu sein.

Am nächsten Morgen dann grosse Show, mit Übelkeit und Magenschmerzen, mit "kurz vor Tot" und bemühtem trockenen Würgen und vielem Hin und Her zu Apotheke, Arzt, Apotheke, Arzt. Das grosse Finale dann im Krankenhaus, wo es ihr, ein Wunder, ein echtes Wunder, schlagartig besser ging und sie sich in der Notaufnahme selbst entliess. Ich zuckte nur hilflos mit den Schultern, als wir gingen und man uns seltsame Blicke hinterher warf.

Vollkommen erschöpft und resigniert habe ich sie auf ihren eigenen Wunsch zurück zu ihrem Schlagetot gebracht. Und aufgegeben. Seit vielen Jahren drehen wir uns im Kreis und es wäre zum Totlachen, das alles, wenn es denn zum Lachen wäre.

Es gibt Selbsthilfegruppen für Angehörige, und auch spezielle Therapien, aber nichts davon löst das Problem oder hilft in dem Sinn von Hilfe. Bleibt nur die Hoffnung auf die Klinik, die sich schwer tut, sie überhaupt aufzunehmen. Bei 50 Namen auf einer Warteliste verständlich, denn da nimmt man nur den auf, der auch einen zu erwartenden Erfolg erahnen lässt.

So sehr ich jetzt auch fest entschlossen bin, alle Brücken abzubrechen - irgendwann steht die Tochter wieder heulend vor der Tür und dann....

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Bei einem Internet-Selbsttest habe ich am Ende die Diagnose "Sozialphobie" erhalten. Laut gelacht. Wo soll ich denn auch noch hingehen, mit wem treffen, wenn sie doch bereits im Umkreis von 200 Kilometern ihre dramatischen Geschichten verbreitet hat und ich dort eine grandiose Hauptrolle bekommen habe.

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Nach den Regengüssen der letzten Tage ist das Grün geradezu explodiert. Ebenfalls explodiert ist die Population der Zecken. Bei zwei grossen Hunden ist das nicht lustig.