Sonntag, 7. Februar 2016
Ich bin gerne out
Jetzt musste ich doch mal nachforschen, was Instagram eigentlich ist und auch gleich befinden, dass es mich nicht interessiert. Genauso wenig wie Twitter, Whatsapp oder was es da noch so gibt, Facebook eingeschlossen.

Nachdem wir fast mal eine junge Frau im Schritttempo angefahren haben, weil diese partout nicht den Blick von ihrem Smartdings lösen konnte, verwirrt mich das alles ohnehin. Nicht mal mehr durch die Stadt laufen kann man noch, ohne dass man zeitgleich auf irgendeinem Accountdings angemeldet und aktiv sein muss? Übt dieses grosse Angebot an "dabei sein" einen Zwang auf Smartphonebesitzer aus? Meldet man sich bei Registration auch gleich von seinem Echtzeitleben ab und geht eine Verpflichtung ein, die 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche Aufmerksamkeit fordert?

Ich muss leider gestehen, dass ich Facebook und Co überaus langweilig finde. Ich kann dort nichts finden, das mich fesseln würde und wegen dem ich achtmal am Tag, oder öfter, oder gar ständig, dort lesen und schauen müsste. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Zeit manche Menschen dort lassen. Wie viel Zeit drauf geht, wenn regelmässige Einträge vorgenommen werden, Bilder hochgeladen, in der Leseliste quer gelesen wird. Wie der Tag dadurch in viele kleine Stücke gerissen wird.

Ich war noch niemals auf Twitter angemeldet. Es ist mir egal, wer wann wo ist und ob es dort gerade regnet oder ob die Bahn Verspätung hat. Ich möchte auch nicht wissen, wer wann wo was isst und wie die Mahlzeit ausschaut oder ob das Glas Wein einen besonders schönen Schliff hat. Ich will auch nicht anderer Leute Bälger auf Fotos sehen, oder den Wuchs der vorgezüchteten Tomaten verfolgen.

Ich will auch keine Urlaubsbilder anschauen, will keine Strände oder Sehenswürdigkeiten betrachten - Sehenswürdigkeiten, die ich im Web hunderttausendmale betrachten kann, weil sie jeder Idiot schon mal fotografiert hat. Und überhaupt frage ich mich, wieso man jedes Jahr in ferne, fremde Länder fliegen muss. Man kann nicht die ganze Welt bereisen, es wird immer einen Ort geben, den man noch nicht gesehen hat, es wird immer ein Land geben, dass man noch nicht betreten hat.

Für drei Wochen "in der Ferne wandeln", auf ausgetretenen Touristenpfaden, werden Unsummen an Geld hingeblättert, wird die Garderobe teuer aufgefrischt, wird Flugzeugbenzin in die Atmosphäre geröchelt, werden Viren von hier nach dort und von dort nach hier getragen, wird auf Matratzen geschlafen, auf denen wer weiss schon was gelegen hat und hinterher werden Fotos angeschaut und vorgeführt, die man so schon hunderte Male gesehen hat von Orten, die man sich inzwischen im Fernsehen deutlich intensiver und entspannter anschauen kann (ich empfehle hier eindeutig Arte). Und wozu? Um dagewesen zu sein? Für drei Wochen, eine Zeitspanne, die nichts über das Land und die Menschen dort aussagen kann?

Ich bin vermutlich alt und vollkommen out. Gerne, danke schön.