Pandora


Jeder Lichtstreifen, der sich am Horizont abzeichnet, jeder Schritt nach vorne, jeder zögerliche Schatten von Erleichterung - alles nur jene trügerische Hoffnung, die einen hernach noch tiefer und fester am Abgrund aufschlagen lässt.

Und dann noch die Scham über alles dieses. Das Ausweichen bei Nachfragen. Das Meiden von Situationen, in denen man entweder mit Naserümpfen oder, beinahe noch schlimmer, Mitleid konfrontiert wird.

Alles nur Baustellen, nirgendwo Ergebnisse, rundherum alle unzufrieden und quengelnd. Alle wollen irgendwas haben, sofort und neu und gratis. Genug mit sich selbst zu tun, müssen zwei erwachsene Kinder irgendwie mitversorgt werden, finanziell und emotional und fürsorglich, die ihre Leben vollkommen verkorkst haben und keinen einzigen Schritt geradeaus hinbekommen.

Und obendrauf diese bleierne Müdigkeit. Dieses versteckte Nichtmehrwollen und dieses offensichtliche Nichtmehrkönnen. Jeder Tag, der zuende gebracht worden ist, führt zu einem neuen und dieser wiederum führt zu einem weiteren, welcher.....

Mühsames Lachen über Modeschlagworte wie Burnout oder chronisches Erschöpfungssyndrom. Wem, bitte schön, nutzt die Benennung eines Zustandes, der sich nicht abstellen lässt, weil schlappmachen einfach nicht geht? Wer soll es richten, wenn nicht wir selbst? ?????

Wo sind die vielen Chancen hin, die man hatte, die jeder hatte, die so viel versprachen und so vieles offen ließen? Wo sind die vielen Weggabelung geblieben, die in diese oder jene Richtung zeigten, immer den Hügel hinauf, niemals einen steilen Berg hinab? Was hat man draus gemacht, aus den Chancen, den Situationen, den Möglichkeiten, die man hatte?

In meinem vorherigen Leben war ich garantiert eine verwöhnte Prinzessin, die alles hinterher getragen bekommen hat und sich niemals über irgendwas Sorgen machen musste. So ein kleines, freches, unbekümmertes Luder, das immer bekam, was es wollte und nachts schlief, wie ein Stein, bis am Morgen das Frühstück ans Bett gebracht wurde.

Tschakka!




joss am 01.Sep 13  |  Permalink
"Modeschlagworte wie Burnout oder chronisches Erschöpfungssyndrom. Wem, bitte schön, nutzt die Benennung eines Zustandes, der sich nicht abstellen lässt, weil schlappmachen einfach nicht geht? "

Doch doch, das geht schon. Habe gerade zwei Fälle kennengelernt. Den einen hatte das Herz abgestellt, der andere sah nur noch Lichtblitze bei offenen und geschlossenen Augen bevor das Licht ganz ausging. Es gibt viele Stadien, viele Ausweglosigkeiten. Wenn man schließlich an den Maschinen hängt, beurteilt man einige der früheren Stadien wohlwollender... erinnert sich an Hände, die noch greifen, Arme, die noch tragen, und Beine, die noch laufen konnten. Nichts rettet einen davor, diese Zeit zu nutzen.

Caramba!

heim_weh am 03.Sep 13  |  Permalink
Wenn man schließlich an den Maschinen hängt, beurteilt man einige der früheren Stadien wohlwollender

Mit dem Wissen, worauf es hinausläuft, dürfte es schwerfallen, Wohlwollen aufzubringen, meinen Sie nicht auch?

Das erinnert mich übrigens gerade daran, dass ich einen Termin mit dem Hausarzt machen wollte, um eine Patientenverfügung anzulegen. Ist man erstmal Matsch im Kopf, hat man keinerlei Gegenwehr (hat man die denn überhaupt ohne Matsch im Kopf?).

Müdes Hossa!

joss am 09.Sep 13  |  Permalink
"Mit dem Wissen, worauf es hinausläuft, dürfte es schwerfallen, Wohlwollen aufzubringen, meinen Sie nicht auch?"

Hölderlin, quasi der deutsche Konfuzius, wurd ja irre mit sich, der Dialektik und der Welt, entgegnete auf solche Fragen drum wohlwollend-matschig "wo Gefahr ist, da wächst das Rettende auch". Aber der kann Sie dann halt auch mal. Mir ist das eine hilfreiche Praxisanweisung, vor allem wenn mir jeden Sommer die bunten Blumen im Balkonkasten verrecken.

heim_weh am 10.Sep 13  |  Permalink
Konfuzius reicht mir schon, da braucht es nicht noch einen Hölderlin, wenngleich er mir vom Hörensagen symphatisch erscheint und dessen erkältetes Leben ich nachvollziehen kann.
Es ist da (und bei mir selbst) wohl ähnlich wie bei, den erwähne ich oft und gerne, Don Quichotte, dem eine kleine Abkühlung in seiner andauernden Hitze vielleicht gut getan hätte: Das Wissen, dass man nicht aufhören kann, führt zum Wissen, dass man dennoch scheitern wird, welches wissend ignoriert wird.

Blumen im Balkonkasten brauchen ab und an, eigentlich ziemlich regelmässig, einen Schluck Wasser, dafür aber wenige Worte. Mit Blumen sprechen hilft übrigens, glaube ich, nur dem Sprechenden, nicht den Blumen. :-)

arboretum am 03.Sep 13  |  Permalink
Wenn die zwei erwachsenen Kinder all das wenigstens zu würdigen wüssten ...

heim_weh am 10.Sep 13  |  Permalink
Glauben Sie an die Zahnfee? :-)

arboretum am 08.Sep 13  |  Permalink
Wie sieht das eigentlich mit Ihren Ferritin-Werten aus?

Es soll da übrigens auch einen Zusammenhang mit dem restless legs syndrom geben.

heim_weh am 10.Sep 13  |  Permalink
Diesen Zusammenhang gibt es, allerdings auch mit B12, Zink und Magnesium.

Mein Eisenspeicher war vor einigen Monaten geleert, ist inzwischen aber wieder aufgefüllt (diese Pillen sind schrecklich, machen Bauchweh und höllische Verstopfung). Magnesium und B12 nehme ich täglich ein, auch wenn ich nicht wirklich eine Besserung der Schlafqualität feststelle.

arboretum am 10.Sep 13  |  Permalink
Ah, welche haben Sie denn genommen? Ich nehme Tardyferon und habe bislang keinerlei Probleme - außer dem, dass man sie vor dem Frühstück nehmen, zwei bis drei Stunden danach aber weder Milchprodukte, schwarzen Tee/Kaffee und Haferflocken (etc.) zu sich nehmen soll.

Vitamin B12 bekam ich vor Jahren mal verordnet, aber das verändert den eigenen Geruch so sehr, dass ich mich selbst nicht mehr riechen konnte und lieber verzichtete.

heim_weh am 10.Sep 13  |  Permalink
Ferro Sanol Duodenal. Und da ich nachts alle halbe bis ganze Stunde aufwache, nehme ich die immer nachts, so gegen halb fünf. Damit bin ich von allen Mahlzeiten weit weg.

Da ich inzwischen von 13 wieder auf 30 geklettert bin, werde ich diese Dinger nun nur noch alle zwei Tage nehmen. Es soll übrigens auch hilfreich sein, zu den Mahlzeiten keine Milch und auch keine Magnesiumpräparate einzunehmen, weil diese Eisenaufnahmen hemmen.

Ich habe ständig eine verstopfte Nase, rieche also recht wenig.... :-))))

arboretum am 10.Sep 13  |  Permalink
Ihre 13 kann ich sogar noch unterbieten. ;-)

Man soll die Dinger ja idealerweise in Kombination mit Vitamin C nehmen, also mit einem Schluck Orangensaft oder einem Stück Paprika (bäh). Packe ich morgens um 6 Uhr aber nicht, wenn ich in die Küche geistere.

heim_weh am 10.Sep 13  |  Permalink
Hat man bei Ihnen den Grund herausgefunden, außer Fleischverzicht oder andere Nahrungsmittelgründe?

Ich habe, vom Hunde übrigens, als dieser Husten hatte, V C als Pulver dastehen, da kann man sich mal eben eine Messerspitze ins Glas Wasser rühren... Studien sollen übrigens ergeben haben, dass Vitamin C zu den Mahlzeiten verabreicht, bereits starke Wirkung bei schwachen Eisenspeichern haben können.

Mit 13 hatte ich das Gefühl, jeden Moment zusammenzubrechen, mit Herzrasen, Schwindel etc... :-)

arboretum am 10.Sep 13  |  Permalink
Ich habe schon seit Jahren regelmäßig einen Ferritinwert zwischen 9 und 11. Zuletzt lag er bei 10, weil ich in der Zeit vor der Blutentnahme Floradix Kräuterblut-Dragees gefuttert hatte. Meine jüngere Schwester Rosarium liegt nochmals weit drunter, da fragte sogar mal der Arzt, wie sie es überhaupt noch packt, aufzustehen. Sie merkt davon aber nix. Ebenso wenig machten sich die Eiseninfusionen bemerkbar, die sie seinerzeit deshalb mal bekam. Beide ernähren wir uns ausgewogen und sind keine Vegetarier. Versteckte Blutungen im Magen hat auch keine von uns.

Bei meiner älteren Schwester Amaryillis möchte ich fast wetten, dass sie das auch hat, zumal sie sich jahrzehntelang viel schlechter ernährte als wir (sie kocht nicht gern). Seit ihrer Hochzeit vor zwei Jahren kocht ja ihr Mann für sie, beide sind allerdings inzwischen Vegetarier (nach einer veganen Phase von einigen Monaten).

heim_weh am 10.Sep 13  |  Permalink
Fleischlos muss nicht unbedingt zu Eisenmangel führen, in Vollkorn und vielen Gemüsesorten ist reichlich Eisen vorhanden. Ich bin nach wie vor fleischlos und jongliere mit entsprechenden Nahrungsmitteln (bei den Gemüsesorten machen die mit viel Eisen allerdings fast alle dolle Blähungen....).

Sind Sie allesamt schlechte Eisenverwerter? Gibt es sowas?

Bei mir ist aufgrund meiner Weigerung weiter nicht geforscht worden. Schläuche in Körperöffnungen - das muss ich gerade nicht auch noch haben....

arboretum am 10.Sep 13  |  Permalink
Bei Rosarium wurde deshalb damals eine Magenspiegelung gemacht, bei mir später einmal aus einem anderen Grund.

Ob wir schlecht Eisen verwerten oder einfach nur einen zu großen Verlust nicht ausgleichen können, weiß ich nicht.

Ich kann ja Erbsen, Linsen und weiße Bohnen nicht leiden und hege eine tiefe Aversion gegen Tofu. Ist also keine Alternative für mich. Da man aber auch Bio-Fleisch nicht täglich futtern soll und kann, koche ich ohnehin häufig vegetarisch, lasse aber Knoblauch dabei immer weg. Irgendwie gibt es kaum Rezepte ohne. Immerhin entdeckte ich irgendwann einmal zwei vegetarische Kochbücher, in denen kaum Rezepte mit Tofu vorkommen. Fand ich schon toll.

heim_weh am 22.Sep 13  |  Permalink
Nüsse enthalten auch Eisen, Vollkornbrot ebenso.

Ich habe mich jetzt auf 2 Eisenpillen wöchentlich eingependelt und hoffe, so wenigstens nicht aufzufüllen, aber eindeutig zu erhalten.

Fleischlos ist gut für schmerzhafte Knie. Ist wirklich besser geworden.

arboretum am 22.Sep 13  |  Permalink
Ich mag Nüsse, musste aber vor zwei, drei Jahren plötzlich feststellen, dass meine Haut dann leider ausrastet. Schade.

heim_weh am 23.Sep 13  |  Permalink
Dann bleiben nur noch die Pillen..... :-)

arboretum am 23.Sep 13  |  Permalink
Ja. Mit Eiseninfusionen ginge es sehr viel schneller, aber dafür habe ich momentan leider das Geld nicht. Mit einer Infusion wäre es nämlich nicht getan, sechs bis acht wären schon nötig, das kostet aber jedes Mal 60 Euro. Also nehme ich halt jetzt erst einmal die Tabletten, die muss ich zwar auch selbst bezahlen, sind aber etwas günstiger. Mein innerer Wecker ist so gestellt, dass ich derzeit zwischen 4.00 und 5.30 Uhr aufwache. Manchmal bin ich dann so müde, dass ich mich kaum aufraffen kann, die Tablette zu schlucken. Der Arzt im Eisenzentrum meinte, die Tabletten müsste ich schon anderthalb Jahre nehmen.