Donnerstag, 24. Juni 2010
Sommernächte
Leichte Bewegung tut mir gut. Spürbar. Eine halbe Stunde in mäßigem Tempo durch die Felder wandern. Das reicht. Dennoch fällt es mir sehr schwer, mich aufzuraffen. Nicht aus Faulheit, sondern weil die ersten zehn Minuten sehr, sehr unschön sind. Unterwegs wird es besser. Aber die ersten zehn Minuten...

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Ich trage die Haare nun kürzer. Nicht wirklich kurz, aber heftig durchgestuft. Und ich bin auf dem Weg zurück zur immer dunkler werdenden Naturfarbe. Der Blick in den Spiegel erschreckt mich auch drei Tage später noch. Asch- statt hellblond. Und zauselig ringsrum statt aalglatt. Das bin ich? Mit diesen dunklen Strähnen, die das Gesamtbild dominieren und mit diesem gequälten Ausdruck um die Augen? Und diese Falten und Linien - sind die neu? Nein, nicht genauer hinsehen. Drüber wegsehen und dann wegschauen. Und nicht nachrechnen, wieviele Jahre vergangen sind und wo die viele Zeit verronnen ist.

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Die Geißblatthecke hat sich gestreckt und überwuchert nun die wilde Esche neben dem Haus. Es duftet in der Nacht und seit zwei Tagen (Nächten) schaut um 2.00 Uhr in der Frühe der Mond ins Zimmer. Um 4.00 fangen die Amseln an zu singen. Ein ganzes Orchester zerreisst die nächtliche Stille, denn auf fast jedem Dachfirst in der Nachbarschaft sitzt so ein schwarzer Geselle. Dieses alles, der Duft, der Mond und der Amselklang, trösten über die Schlaflosigkeit hinweg.

Trotz all der sommerlichen Wunderbarkeit in der Nacht, sehne ich mich danach, wie früher einmal, einfach zu Bett zu gehen, die Augen zu schließen und wenn ich sie wieder aufmache, ist die Nacht vorbei, und es ist Zeit, aufzustehen. Erfrischt, ausgeruht, und nicht zerschlagen und mit dem Gefühl, kaputter und fertiger zu sein, als vor dem Schlafengehen.

Schlafen, so habe ich irgendwo gehört oder gelesen, ist ein aktiver Prozess. Der Körper, jede einzelne Zelle, regeneriert. Vielleicht ist die Erklärung meiner Erschöpfung genau dieses: es regeneriert sich nichts, weil ich nicht wirklich schlafe. Abschnittsweise dösen. Dann unverhofft aufschrecken. Oft aus schlimmen Träumen. Wie soll denn da auch nur eine einzige Zelle vorschriftsmäßig regenerieren können?

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Am Wochenende werden Gäste erwartet. Es wäre noch vieles zu tun, sollen Haus und Hof in einen akzeptablen Gäste-Vorzeig-Zustand gebracht werden. Es wird Verbissenheit sein, und nicht Elan, die am Ende zumindest die schlimmsten Ecken in Ordnung gebracht haben wird.