Dienstag, 4. März 2014
Deutschland, du überaus seltsames Ding
Schlimmer. Geht ja auch immer.

Tochter hat über Nacht Kündigung der Ausbildungsstelle erhalten. Wenn man mich fragt, ist das eine Provokation den Eltern gegenüber. Es wurde nämlich der letzte Lohn einbehalten und stattdessen eine Quittung über eine Mietanzahlung ausgehändigt. Als ob die Eltern nur aus Boshaftigkeit die Zahlung der Miete verweigern würden. Als ob die nun losrennen und mal eben 2000 Euro auf den Tisch legen würden, damit Töchterchen nicht ihre Lehrstelle verliert.

Die Kündigung ist Quatsch. Fristlos, ohne Angabe von Gründen, nach der Probezeit. Zudem ist ein Ausbildungsverhältnis ohnehin nur sehr schwer zu lösen, da müssen schon fliegende Messer oder Bargeld im Spiel sein.

Da die (Ex-) Chefin sich als Giftspritze und Mensch mit mindestens drei Persönlichkeiten entpuppt hat, ist die Kündigung gar nicht mal so übel. Übel ist indes die absolute Geldlosigkeit der Tochter. Also ab zum Amt. Dafür ist es ja da, für alle die Verzweifelten und Hilflosen. Ha!

Sachbearbeiterin des Jobcenters vollkommen desinteressiert, abweisend und antwortet in Ein-Wort-Sätzen. Zuständig ist sie für gar nichts, weiss aber sofort Antwort auf Fragen. Rausgehämmert werden so tolle Antworten wie:
"Arbeitsrecht"
"Zivilrecht"
"Innung"
etc. Und zwar genau so.
Ausserdem sind alle zuständigen Sachbearbeiter beschäftigt. Tochter soll am 13.03. wiederkommen, da hätte dann jemand einen Termin frei.

Man stelle sich also vor, dass ein Verzweifelter und / oder Hilfloser am 3.3. vollkommen mittellos auf dem Amt steht und nicht mehr ein und aus weiss und die einzige Hilfe, die er erhält, ist ein Termin am 13.3 - also in 10 Tagen.
10 Tage mit Vierzig Cent, da sollen die uns doch mal vormachen, bitte schön.

Nun, Tochter hat für Essen und Grundversorgung ja noch die Eltern. Aber was macht jemand, der niemanden hat? Wühlt der dann die Mülltonnen nach Essbarem um? Bettelt der in der Fussgängerzone um ein paar Cent für ein Brötchen?

Wegen der Kündigung inzwischen Anwalt eingeschaltet. Der hat sich ob der Formulierung fast totgeschmunzelt. Schön, dass wenigstens eine Person Spaß hat.

Ich schätze, bis die BAB-Anträge durch sind, hat Tochter die Wohnung bereits verlassen (wer will nach einer Kündigung denn noch in der Wohnung einer boshaften Hexe wohnen?). An den Mühlen der Behörden können alle die armen Willis Deutschlands nichts drehen, aber einen Brief an den Bereichsleiter können sie schreiben. Einen erbosten, empörten und ein bisschen verheulten wegen all der Verzweiflung.

Ob eine Antwort kommt? Warten wir es ab.