Mittwoch, 12. März 2014
Hausbesetzer
Habe ich eigentlich schon die Geschichte erzählt, als ich eine Grossfamilie Brandmäuse unter der Küchenspüle wohnen hatte und diese mich fast in den Wahnsinn trieb?

Die Küche ist nicht unterkellert. Altes Fachwerkhaus um 1900 erbaut, viel Lehm, viel Stroh, wenig Keller, dafür eine Aussenfassade, die man im Auge behalten muss.

Im Herbst hatten wir immer mal eine Maus im Haus. Meistens die mit dem dunklen Strich über der Wirbelsäule. Letztens war es wieder so weit. In der Lebendfalle unter der Spüle saß eine Maus. Flugs rausgetragen, über die Strasse in Nachbars Gesträuch, und gut war es. Gewohntheitsgemäß die Lebendfalle wieder scharf gemacht und fertig.



Zwei Tage später schlug die Falle unter der Spüle hörbar zu. Gleiches Ritual wieder: Raustragen, Falle scharf machen. Ende.

Nach einer Woche überkam mich mit Grausen der Gedanke, dass da eine Grossfamilie hausen muss. Vater, Mutter und.... drei bis acht Jungtiere. Andererseits.... irgendwie sahen die alle gleich aus, keinerlei Grössenunterschiede. Und war die letzte nicht seltsam zutraulich? Kein bisschen nervös, kein bisschen erschrocken. Vollkommen entspannt saß sie da und schaute mich abwartend an.

Also flugs mit Nagellack einen kleinen Fleck auf den Rücken getupft und wieder raus mit dem Tierchen. Und überdies im Web geforscht, ob das sein kann, dass ich immer wieder ein- und dieselbe Maus gefangen hatte.

Im Web gehen die Meinungen auseinander, aber von mindestens einem Kilometer Entfernung zum Fundort beim Aussetzen eines gefangenen Mäuschens war immer die Rede. Mal eben über die Strasse oder hinter den nächsten Block, das waren nie über 200 Meter.

Zwei Tage später wieder das "Zackpeng" unter der Spüle. Ein Nagellackfleck war nicht zu finden, wohl aber eine Spur im Fell, wo sich das Mausilein heftig beknabbert hatte. Aha! Wir kommen der Sache also näher!! Von wegen Grossfamilie! Ein schlaues Einzeltier, dass auch ohne Brotkrumen zu streuen immer wieder "nach Hause" findet!

Das Mäuschen durfte im Auto mitfahren und wurde weit draussen am Waldrand in die Freiheit entlassen. Seitdem wurde es nie wieder gesehen und die Lebendfalle langweilt sich trübsinnig unter der Spüle.

Und nächstes Mal werde ich so ein Mäuschen auf keinen Fall mehr unterschätzen. :-)