Sonntag, 7. Februar 2016
Ich bin gerne out
Jetzt musste ich doch mal nachforschen, was Instagram eigentlich ist und auch gleich befinden, dass es mich nicht interessiert. Genauso wenig wie Twitter, Whatsapp oder was es da noch so gibt, Facebook eingeschlossen.

Nachdem wir fast mal eine junge Frau im Schritttempo angefahren haben, weil diese partout nicht den Blick von ihrem Smartdings lösen konnte, verwirrt mich das alles ohnehin. Nicht mal mehr durch die Stadt laufen kann man noch, ohne dass man zeitgleich auf irgendeinem Accountdings angemeldet und aktiv sein muss? Übt dieses grosse Angebot an "dabei sein" einen Zwang auf Smartphonebesitzer aus? Meldet man sich bei Registration auch gleich von seinem Echtzeitleben ab und geht eine Verpflichtung ein, die 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche Aufmerksamkeit fordert?

Ich muss leider gestehen, dass ich Facebook und Co überaus langweilig finde. Ich kann dort nichts finden, das mich fesseln würde und wegen dem ich achtmal am Tag, oder öfter, oder gar ständig, dort lesen und schauen müsste. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Zeit manche Menschen dort lassen. Wie viel Zeit drauf geht, wenn regelmässige Einträge vorgenommen werden, Bilder hochgeladen, in der Leseliste quer gelesen wird. Wie der Tag dadurch in viele kleine Stücke gerissen wird.

Ich war noch niemals auf Twitter angemeldet. Es ist mir egal, wer wann wo ist und ob es dort gerade regnet oder ob die Bahn Verspätung hat. Ich möchte auch nicht wissen, wer wann wo was isst und wie die Mahlzeit ausschaut oder ob das Glas Wein einen besonders schönen Schliff hat. Ich will auch nicht anderer Leute Bälger auf Fotos sehen, oder den Wuchs der vorgezüchteten Tomaten verfolgen.

Ich will auch keine Urlaubsbilder anschauen, will keine Strände oder Sehenswürdigkeiten betrachten - Sehenswürdigkeiten, die ich im Web hunderttausendmale betrachten kann, weil sie jeder Idiot schon mal fotografiert hat. Und überhaupt frage ich mich, wieso man jedes Jahr in ferne, fremde Länder fliegen muss. Man kann nicht die ganze Welt bereisen, es wird immer einen Ort geben, den man noch nicht gesehen hat, es wird immer ein Land geben, dass man noch nicht betreten hat.

Für drei Wochen "in der Ferne wandeln", auf ausgetretenen Touristenpfaden, werden Unsummen an Geld hingeblättert, wird die Garderobe teuer aufgefrischt, wird Flugzeugbenzin in die Atmosphäre geröchelt, werden Viren von hier nach dort und von dort nach hier getragen, wird auf Matratzen geschlafen, auf denen wer weiss schon was gelegen hat und hinterher werden Fotos angeschaut und vorgeführt, die man so schon hunderte Male gesehen hat von Orten, die man sich inzwischen im Fernsehen deutlich intensiver und entspannter anschauen kann (ich empfehle hier eindeutig Arte). Und wozu? Um dagewesen zu sein? Für drei Wochen, eine Zeitspanne, die nichts über das Land und die Menschen dort aussagen kann?

Ich bin vermutlich alt und vollkommen out. Gerne, danke schön.



Samstag, 19. Dezember 2015
Spielst du noch
oder kotzt du schon?

Motion Sickness

Leider gehöre ich zu den 10 - 50 % aller Gamer, die nach einiger Zeit das Gefühl haben, todsterbenskrank zu sein. Und aufhören muss, mitten im schönsten Getümmel. Schade. Aber wenigstens bin ich nicht todsterbenskrank, sondern eher seekrank. Oder so ähnlich. Und ich bin nicht alleine damit.

Trotzdem schade.



Weihnachten 2015
Heute sah ich einen blühenden Löwenzahn, ein Kaninchen, ein Reh und eine herzallerliebste Gänseblümchenwiese.

Die Kirschknopsen beginnen damit, sich zu öffnen. Mein Männertreu leuchtet herrlich blau aus dem Tontopf vorm Haus heraus.

Rasen müsste ich wohl auch mal mähen.



Samstag, 21. November 2015
Tz
Und gleich wieder: 5 Stunden lang alten Männern beim Kartenspielen zusehen. Und dabei wollte ich das niemals wieder tun.
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Es waren dann fünfeinhalb Stunden. Und danach ein Fleischpreis. Und das mir, als Vegetarier. Tolle Nummer. Echt jetzt. :-)



Mittwoch, 11. November 2015
Sand im Getriebe
Ich weiss nicht so recht, was ich davon halten soll - eigentlich bin ich noch nicht im rechten Alter für echte Sorge - aber momentan habe ich ganz schön Sand im Getriebe.

Räume drei Tassen in die Spülmaschine und anstatt einfach nur zuzuklappen, mache ich das Ding an und lasse es ohne Zugabe von Reiniger laufen. Merke dass dann irgendwann, packe noch schnell was dazu und habe wiederum den Reiniger vergessen.

Mache den Hunden das Abendessen fertig und verwechsele die Tabletten für die Tierchen. Oder vergesse die Medikamente vollkommen. Nachbestellung von den teuren Super-Omega-Ölkapseln für den Malamute braucht mehrere Anläufe, denn immer, wenn ich den PC hochgefahren habe, habe ich schon wieder vergessen, dass ich ihn angemacht habe, um eben Ölkapseln nachzubestellen.

Kaufe Waschmittel, weil ich dringend Wäsche waschen muss - mir gehen die Unterhosen langsam aus - packe die Wäsche zusammen, steige die fürchterliche Treppe zur Waschküche herunter und - das Waschmittel steht oben im Vorratsregal. Beschliesse, dass ich noch einen Tag warten kann und die Treppe jetzt nur einfach wieder hochsteige, anstatt hoch und runter - Unterhosen werden überbewertet - und dasselbe Spiel am nächsten Tag.

Leine den falschen Hund an, auf dem Weg vom Gartentor zum Auto. Einer hört, der andere eher nicht, und eigentlich gehört der angeleint, der nur schleppend gehorcht.

Rede Kauderwelsch. Entweder fallen mir die Worte nicht ein, die ich sagen will, oder ich verdrehe sie zu Worten, die keiner versteht.

Kaffeepadmaschine. Ganz grosses Thema. Entweder vergesse ich einen frischen Pad. Oder die Tasse darunter zu stellen. Der fehlende oder alte Pad ist die bessere Alternative, das steht fest.

Dinge für den Kühlschrank wollen in den Geschirrschrank und Geschirr in den Kühlschrank.

Ich habe zwei verschiedene Cremes um meine rebellische Haut in Schach zu halten. Äusserlich sehen die Tuben sich nicht sehr ähnlich. Aber dennoch, ach.... ich muss das wohl nicht näher ausführen.

Geburtstage von lieben Verwandten (wenige) und lieben Freunden (noch weniger): ich denke dran, Wochen vorher, dass da jemand einen Gruss bekommen soll, oder einen Anruf. Wochenlang denke ich dran. Und dann ist es soweit und ich habe es prompt vergessen.

Gottseidank habe ich meine eigenen Pillen einigermassen im Griff. Oder mir ist es noch nicht aufgefallen, dass ich da was verwechselt habe, doppelt oder gar nicht eingenommen. Oder ich vertrage die tägliche Dosierungsänderung so gut, dass es mir gar nicht auffallen kann. Wer weiss das schon, ich jedenfalls nicht.

Wenn das so weitergeht, muss ich wohl bald meinen Führerschein abgeben. Damit ich nicht aus Versehen in einem anderen Bundesland lande. Oder an einem Baum klebe, weil ich Gas und Bremse verwechselt habe.

So, und jetzt erkläre mir mal einer, wo Schusseligkeit aufhört und Alzheimerdemenz anfängt.



Donnerstag, 3. September 2015
Vorsicht!!! Arbeit!
Nachdem uns einer unserer guten Mitarbeiter aufgrund persönlicher Gründe verlassen hat, haben wir die nun offene Stelle beim Arbeitsamt gemeldet. Diesen Schritt sind wir bereits schon einmal vor einiger Zeit gegangen, und zwar absolut erfolglos, aber das hätte ja durchaus schlechter Zeitpunkt oder dummer Zufall sein können, also neu gewagt und das wird schon werden.

Es meldete sich dann auch ein (Anzahl: 1) Bewerber (und damit bereits einer mehr als bei der vorherigen Suche per Arbeitsamt - da kamen zwar massenweise Vermittlungsvorschläge, aber keiner von den aufgeführten Arbeitssuchenden hat sich jemals bei uns gemeldet) und da dieser recht umgänglich und einigermassen intelligent erschien, stellten wir ihn auch gleich ein.

In den ersten Tagen war er sehr langsam, schnell ausser Atem und wurde schnell müde. Verständnisvoll gaben wir ihm alle Zeit, die er brauchte, um akkurate Arbeit (Gas, Wasser, Scheisse) zu leisten und munterten ihn auf - sicherlich würde er bald wieder "in Tritt" kommen.

Nach acht Tagen liess er den Kollegen gegenüber verlauten, am Freitag müsse er "ganz pünktlich" Feierabend machen, weil er über das Wochenende fortfahren möchte. Kein Problem, kriegen wir hin!

Am nächsten Tag, dem besagten Freitag, warteten wir vergeblich auf den werten Herrn. "Magen und Darm" habe er, teilte er telefonisch mit. Die von uns angeforderte Krankmeldung brachte am frühen Freitagnachmittag die Lebensgefährtin des armen Kranken vorbei.

Misstrauisch aber gewillt, gute Miene zu bewahren, warteten wir am Montag in der Früh auf den neuen Mitarbeiter. Der kam jedoch nicht, sondern liess telefonisch ausrichten, er würde immer noch "Blut spucken" und könne nicht kommen. Folgekrankmeldung käme noch. Kam dann auch.

So weit so gut.

Nun stellen Sie sich folgendes vor: Sie sind leider und umgotteswillen arbeitslos und demnächst läuft Ihr ALG1 aus. Ihre Lebensgefährtin ist ebenfalls arbeitslos und bezieht ALG2. Ihnen wird eine Vollzeitstelle in Ihrem erlernten Beruf angeboten, unbefristet und bei ortsüblicher Bezahlung. Sie sind zwar langsam und körperlich wenig fit, aber man bringt Ihnen sehr viel Verständnis entgegen und sogar Ihre nach kürzester Zeit eingereichten Krankmeldungen über eine gute Woche "Magen und Darm" wird zwar stirnrunzelnd, aber durchaus immer noch mit Verständnis hingenommen.
Würden Sie nun bei einer telefonischen Anfrage Ihres nagelneuen Chefs, wie es denn aussähe und ob Sie auf dem Weg der Genesung sind,

a) wortkarg und grummelig antworten, Sie wüssten noch nicht, wie lange sie krank wären und wenn Sie, also Sie als neuer Chef, meinten, nun die Entlassung aussprechen zu müsssen, das müssen Sie das eben einfach tun?

Und weiter

b) nachdem kein Wort über Entlassung gefallen ist, am nächsten Tag per SMS selbst kündigen, mit dem ungefähren Wortlaut, Sie hätten sich das alles anders vorgestellt und das würde Ihnen nun nicht wirklich zusagen und deshalb kündigen Sie den Job wieder. Ach, und hier ist auch noch die Bankverbindung für den bisherigen Lohn?

Der Hinweis, dass eine Kündigung per SMS gemäß § 623 BGB nicht wirksam ist und wir eine auf Papier aufgebrachte schriftliche Kündigung erbitten, wurde erstmal ignoriert. Die Woche verging, es wurde wieder Montag und vom werten neuen Mitarbeiter kein Bild, kein Ton. Wir fragten an, per SMS, was denn nun los sei. Wir warten hier und nix ist. Aber auch rein gar nix. Lapidare Antwort: Kündigung ist per Einschreiben auf dem Weg.

Dienstag früh kam die schriftliche Kündigung. Ungefährer Wortlaut: da kein Arbeitsvertrag vorhanden ist (wie auch, er war ja nur ein paar Tage da und wir kamen nicht dazu) und zudem auch noch Probezeit ist (woher will er das wissen, ohne Arbeitsvertrag, vielleicht haben wir gar keine vereinbart) kündigt er sofort, also, ähm, SOFORT.

Jetzt hat er es uns aber gegeben! Holla, die Waldfee!

Die paar Tage, die er da war, soll er irgendwann bekommen, sobald klar ist, ob und wie wir seine Kündigung akzeptieren. Das kann allerdings ein bisschen dauern. Die Krankheitstage müssen wir laut Gesetz nicht bezahlen, da eine Lohnfortzahlung in den ersten vier Wochen nach Anstellung nicht erbracht werden muss - hier ist die Krankenkasse Ansprechpartner, wenn diese gewillt ist, dem Herrn Krankengeld zu bezahlen. Ist aber sein Problem, nicht unseres. Den Schaden, der er verursacht hat, als er eine Pressung nicht ordnungsgemäß vorgenommen hat und ein frisch saniertes Bad nun erneut getrocknet und saniert werden muss, werden wir der Betriebshaftpflicht melden. Die Zeit, die wir damit verbrachten, den Kunden zu beruhigen und die Arbeit des neuen Mitarbeiters in Ordnung zu bringen, binden wir uns ans Bein.

Letzten Freitag kamen dann auch vier neue Vermittlungsvorschläge des Arbeitsamtes. Gestern riefen wir am Arbeitsamt an um nachzufragen, wie lange die Herrschaften denn Zeit haben, sich zu bewerben, denn bis gestern nachmittag meldeten sich genau null (Anzahl: 0) der aufgeführten Arbeitssuchenden bei uns. Kurzantwort vom AA per Mail: man müsse den Herrschaften schon noch eine Woche Zeit lassen, immerhin bewerben die sich ja schriftlich.

Ach, denke ich, dann bekommen die bestimmt täglich 10 - 12 Vorschläge, zu denen die sich schriftlich bewerben müssen, und die arbeiten das der Reihe nach ab, so dass wir wohl erst in ein paar Tagen dran sind. Diese armen Menschen, die kämpfen so hart um eine Vollzeitanstellung, unbefristet und bei ortsüblicher Bezahlung, da sind die vollkommen ausser Atem vor lauter Bewerbungsschreiben und kommen einfach nicht schneller dazu. Die würden ja gerne sofort mit bewerben anfangen und alles spätestens am nächsten Tag in den Briefkasten werfen und ganz schnell ein Vorstellungsgespräch abmachen und so weiter und so fort, aber die kommen vor lauter Angeboten zu nichts und wieder nichts. Ach, ach, ach Gott.

Falls Sie mal Zeit haben, werfen Sie mal die Suchmaschine Ihrer Wahl an und schauen Sie mal, wieviele Foren es gibt, in denen Ihnen Tipps gegeben werden, wie Sie sich davor drücken können, so als armer Arbeitsloser, eine vermittelte Stelle antreten zu müssen. Das fängt ja schon bei der Bewerbung an. Mit ein bisschen manipulativem Geschick können Sie sich von vorne herein aussortieren lassen und müssen nichtmals zu einem widerlichen Vorstellungsgespräch.

Ach, und wenn wir schon mal beim vagen Thema "Arbeitslosigkeit, Amt und Bezüge" sind: hier im Ort kenne ich ein Ehepaar ein wenig näher. Beide nicht mehr ganz jung, aber deutlich jünger als ich. Beide leben vom Amt. Beide haben eine "bewegte" Vergangenheit mit allem, was so dazugehört: Drogen, Knast, Bewährungsstrafen etc.
Vor kurzem habe ich deren Facebook-Seiten gefunden. Die beiden äussern sich einhellig dahingehend, dass die dreckigen Flüchtlinge einfach hierherkommen und alles, alles kriegen, vom Amt, während die Deutschen nichts, aber auch gar nichts kriegen und für jede Kleinigkeiten kämpfen müssen. Dazu ein Video einer rechten Band, die vor einem Asylheim musiziert. Ähm, ja, musiziert. So Texte, in denen es um arme deutsche Kinder geht, für deren Rechte deren Väter kämpfen. Oder so. Ich habe das nicht so ganz verstanden, obwohl ich ja deutsch bin und deutsch verstehe und spreche. Auch lese, übrigens.

Wo war ich doch gleich, ach so, ja: ich glaube ja, dass die am meisten Hass über Flüchtlinge ausschütten, die Angst haben, dann selbst weniger vom Amt zu bekommen. Vom Amt. Was ist denn "das Amt" eigentlich? Hm, ist das nicht das, wo die einzahlen, die arbeiten, damit denen geholfen wird, die nicht arbeiten können (von wollen ist ja keine Rede, neee-nich). Und auch denen, die sonst in echten Schwierigkeiten stecken. Denen auch. Wobei unter echte Schwierigkeiten nicht das Bier, die Kippen und das neueste Playstationspiel fällt, nee, das eher nicht.

Bevor sich jemand von mir in den Arsch getreten fühlt, der Bezüge vom Amt bekommt und nun glaubt, ich würde mich über alle und alles aufregen: nein, ist nicht so. Ich rege mich über die auf, die ein bisschen die Relationen aus den Augen verloren haben. Von wegen, was wem weshalb zusteht und wem nicht. Und wer zuerst die Hand aufhalten darf und wer aus welchen Gründen nicht.
Und vor allem über die, die arbeiten könnten, es aber einfach nicht wollen. Weil auf dem Sofa ist viel schöner, und morgens so früh aufstehen eben nicht so. Und anstrengend ist die Arbeiterei auch. Da ist man ja dann abends so früh müde. Das ist doch alles blöd.

Wenn ich ehrlich bin, bekomme ich auch Angst bei so vielen Flüchtlingen. Aber nicht, weil ich dann weniger vom Amt bekomme - ich bin ja eine von denen, die da einzahlen - sondern weil ich mich davor fürchte, welches Gesicht Deutschland bekommen könnte. Und welche Stimme. Und weil ich jetzt schon Angst habe, die Zeitung aufzuschlagen und die Überschriften zu lesen. Das ist doch alles nicht zu glauben, oder?

Ich hätte da jetzt noch eine kurze Frage, bevor ich weitermache mit meiner Arbeit, wegen der ich ja auch ins Amt einzahle (ja, ich weiss, ich mag auch keine abgestandenen Kalauer):
wieso ist der Protest gegen die Griechenlandhilfen fast unhörbar geblieben, bzw. im Volk gar nicht organisiert gewesen, während die gegen Flüchtlinge so heftig ausfällt? Bedeutet das, dass wir ja gerne unser Geld für alles mögliche hergeben wollen und sollen, solange es sich nur ausserhalb der deutschen Grenzen befindet und wir es weder sehen, noch hören müssen und "unter uns bleiben" können. Ich verstehe das nicht so ganz. Aber vielleicht liegt das ja auch an mir.

P. S.: Gestern abend habe ich doch glatt gefroren. GEFROREN! Ist das nicht herrlich, sich die Decke bis zu den Ohren zu ziehen und dabei wunderbar schlafen zu können?! Herrlichst! Allerherrlichst!



Donnerstag, 6. August 2015
Ich will Herbst
Ist der Alltag, das Machen und Tun, die Routine eben, ist dieses die Tünche über dem alten und hässlichen Lack der Mühsal, Anstrengung, gefühlten ewigen Last des Lebens mitsamt der eigenen Einsamkeit, die jeder, der ein einzelner ist (und wir alle sind einzelne, auch dann, wenn wir viele sind), mit sich trägt

oder

ist das plötzliche Aufflackern alldessen, oder besser: das hereinfallende Dunkel in den hellen Tag, nur ein kleiner Kratzer im beinahe perfekten Lack des nicht ganz so perfekten Alltags?

Kann man in beidem zugleich sein, ohne sich dessen bewusst zu werden? Im Alltag, in der Routine und doch auch in der Quälerei eines Lebens, das man so nicht wollte, niemals so wollte. Oder ist es ein Schwanken zwischen beidem, das je nach eigener Befindlichkeit mal hierhin, mal dorthin schwappt und immer, wenn es heftiger schwappt, erschrickt man sich und fragt sich, wo gerade man sich befindet und wie man, verdammt nochmal, dorthin gekommen ist?
Und wenn man sich bewusst wird, dass man von einem Becherrand zum anderen kreiselt, wie kann man das vergessen? Kann man es vergessen, muss man es überhaupt vergessen? Oder geht es nicht allen und jedem so, dass im Hellen das Dunkel kommt und geht und andersherum?

Ich weiss, dass ich diese Phasen habe, die an eine Depression denken lassen. Ob es wirklich eine ist, weiss ich nicht. Ich halte es für jahrelange und anhaltende mühsame Überforderung, aber ich bin das schon so gewohnt, dass ich nicht mehr weiss, was "normal" ist und wo es aufhört "normal" zu sein. Aber sollte gerade die Gewöhnung an die Mühsamkeit nicht härter machen und weniger wehleidig? Und woher kommt dann das immer wiederkehrende Leiden, wenn es denn so wäre?

Manchmal habe ich das alles so satt und dann bin ich auf mich selbst so unendlich wütend, denn ist nicht jeder selbst verantwortlich für sein Leben und sein Tun und damit auch für seine Befindlichkeit? Aber wenn das so ist, wenn man alleine verantwortlich ist, darf man dann alle vergessen, die im selben Boot sitzen und darf man die Verantwortlichkeit auf sich selbst beschränken? Oder ist nur der glücklich, der eben dieses versteht, nämlich sich vor allem auf die Verantwortung sich selbst gegenüber zu beschränken? Wie ist es, die anderen zu vergessen, an die man jahrelang dachte und mit denen gemeinsam man an den Punkt gegangen ist, an dem man nicht ankommen wollte? Ist man denn wirklich froher, diese zu vergessen, oder einfach stehenzulassen, um sich der Verantwortung für das eigene, und nur das eigene Leben, zu stellen? Ich glaube nicht. Aber was ich glaube und nicht glaube, ist nicht immer richtig. Ist sogar selten richtig. Glaube ich. Pffft.

Und das Schlimmste an allem ist die fehlende Perspektive. Der fehlende Horizont. Wohin sollte denn ein anderer Weg gehen? Ich wüsste keinen anderen. Und eigentlich will ich auch keinen anderen. Der, den ich gehe, der sollte leichter sein. Das wäre fein.

Ich hätte gerne Herbst. Mit seinen Düften, mit dem weiten Blick über geerntete Felder. Dem kühlen Lüftchen in mildem Sonnenlicht. Ich hätte gerne vieles, aber Herbst würde schon reichen.



Freitag, 6. März 2015
Suppenkasper
... und wie unangenehm es immer ist, bei einer Essenseinladung Suppe aufgetischt zu bekommen. Wo ich doch zeitlebens schon zu blöde bin, unfallfrei Suppe vom Löffel zu schlabbern. Entweder es läuft mir am Kinn hinunter oder mitten auf der Brust bleibt ein feuchter Fleck.

Ich mag meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe mag ich nicht!



Samstag, 29. November 2014
...
Es ist, wie es ist. Nicht schön, nicht gut, nicht das, was ich vom Leben will und wollte. Es ist dennoch. Genau so. Das Hoffen und Warten, warten, dass es besser wird. Dass es schöner wird. Und dann wird es immer noch ein bisschen schlimmer. Und doch lebe ich. Bin ich. Sind wir alle. Immer wieder und weiter. Und immer dieses hoffen und aushalten und warten.

Ich tue, was ich kann. Vieles, was ich nicht mag oder dessen Sinn mir zu weit entfernt scheint. Ich tue.

Vergessen ist niemand. In Gedanken erzähle ich euch. Aussprechen, aufschreiben, mag ich nichts. Freunde sind die, die auch dann noch da sind, wenn man selbst es nicht mehr ist. Die man nach Monaten, Jahren anruft, anschreibt, und die einfach "Hallo" sagen und sonst nichts fragen oder gar vorwerfen. Die einfach da sind, irgendwo, und die wissen. Einfach nur wissen. Um die Freundschaft.

Familie ist das, was schön sein will. Was erwartet und verlangt. Und was beleidigt ist, garstig, widerlich, wenn es nicht so kommt, nicht so ist, wie es vorgestellt war. Familie ist das, was ist, ohne das jemand es steuern kann. Ich kann nicht ändern, dass dieses meine Familie ist, ich kann sie nur ertragen, liebhaben, begleiten. Oder auch nicht. Ich tue was ich kann.

Hunde. Die Welt braucht viel mehr Hunde. Gute, liebe, loyale Hunde. Mit Blähungen und Sabberfäden im Mundwinkel. Mit Dreckklumpen zwischen den Zehen und dem Brennholz zwischen den Zähnen.

Tausend Dinge im Kopf, Erzählungen, Ankedoten, echte und ersponnene Geschichten. Doch niederschreiben, nein, keine Zeit, keine Ruhe - und auch keine Lust. Alles schon mal gesagt, erzählt. Alles schon erlebt, gedacht, gesehen, gehört. Vom Einerlei, dem ewigen im Kreise, habe ich genug, wozu es auch noch in Buchstaben kleiden und aneinanderreihen, niederlegen, lesbar machen?



Dienstag, 4. November 2014
Taschenkontrolle
Seitdem unser Malamute einen ausgewachsenen Igel hinters Sofa getragen hat (er ist ein ausgezeichneter Dingeträger, wirklich) und dort zwischen seinem Spielzeug platzierte, seitdem ist hier jeden Abend Backentaschenkontrolle angesagt.