Donnerstag, 6. März 2014
Und die Moral von der Geschicht
... Arbeit lohnt sich einfach nicht!

Der Beschwerdebrief, wohl verfasst von der Mutter, veranlasste das Amt zu einem Anruf und einer Terminvergabe für den nächsten Tag. Eine Entschuldigung gab es zwar nicht, aber dafür eine Barauszahlung.

Satte 390,00 Euro.

Sie erinnern sich noch? Der Lehrlingslohn für sechs Tage Arbeit pro Woche, Vollzeit und darüber hinaus, betrug netto 330,00 Euro.

Wenn die Tochter mit den Hintern auf dem Sofa liegen bleibt, macht sie ein also ein Plus von 60,00 Euro. Und vermutlich wird die Miete auch klaglos vom Amt übernommen. Das wiederum wäre für die gepeinigten Eltern eine Erleichterung, so dass diese fast geneigt sind, der Tochter zu sagen, sie solle einfach liegenbleiben. Immer schön liegenbleiben. So für die nächsten 45 Jahre, bis es dann für´s Kind Rente gibt.

***

Eine weitere Rechnung dieser Art besagt, dass die Mutter, nach elf Schuljahren und einer daran anschliessenden fast lückenlosen Erwerbstätigkeit, ebenso viel oder wenig Rente bekommen wird, wie die Frau Mutter von nebenan, welche fünf Kinder in die Welt geworfen hat, von denen inzwischen zwei plus zwei Enkelkinder in Pflegestellen sind und von denen der Rest durchgehend behördlich betreut wird.

Da nämlich eine Halbtagsstelle, welche insgeheim eine 24/7-Stelle ist, nicht viel Rente anhäuft und überdies die Rente in den nächsten Jahren schrittweise abgebaut wird, wird auch die arbeitende Mutter nicht über die Grundversorgung hinauskommen, was diese letztlich finanziell gleichstellt mit der niemals arbeitenden Mutter.

Und überhaupt:

Die Rentenpläne der aktuellen Regierung werden so kommentiert, als wären kommende Rentner Schmarotzer und faules, handaufhaltendes Pack.

Wer hat denn die Vergünstigungen für Familien, das stets ansteigende Kindergeld, das immer länger andauernde Erziehungsgeld, den Ausbau der Krippen und Kindergärten finanziert? Erinnern Sie sich noch daran, als es 50 Mark Kindergeld gab und daran, als das Erziehungsjahr tatsächlich 12 Monate dauerte? Und heute?

Ich verwehre mich dagegen, in späteren Jahren ein Schmarotzer zu sein. Oder ein Plünderer der Rentenkassen. Ich kann nichts dafür, dass das Rentensystem nicht funktioniert, und auch nicht, dass Steuergelder Ausflüge machen, meistens unterwegs sogar versickern, aber eben nicht dort hinreisen, wo sie denen zugute kommen, die sie einbezahlt haben. Oder zumindest denen, denen sie irgendwann einmal angedacht waren.

Ich muss das alles übrigens nicht durchschauen, dieses ganze hochtrabende und verquere System, diese seltsamen und nicht in Karten verzeichneten Wege, die Steuergelder gehen. Ich habe mich nämlich weder zur Verfügung gestellt, noch werde ich dafür bezahlt, dem deutschen Volke zu dienen und deren Gelder sinn- und zweckvoll zu verwalten. Ich bin nur eine von den Doofen, die einbezahlen und darauf hoffen, dass die Verantwortlichen behutsam damit umgehen.

***

Eines noch: vor kurzem wurde vorm Supermarkt meines Vertrauens (ach, Quatsch, dem nächstgelegenen, gerade Luftlinie) eine Sammlung der Tafel unternommen. Grosszügig habe ich mein gesamtes Kleingeld (viele grosse Münzen, Raucher wissen, warum die nie ausgegeben werden) in den Sammeltopf gegeben.

Ein paar Tage später wunderte ich mich darüber, dass die frischgeleerte Biotonne des Nachbarhauses schon wieder bis oben hin voll war. Ein Blick hinein offenbarte den Grund:
Die vielköpfige Familie war kurz vorher mit zwei Körben guter Sachen von der Speisung der Tafel gekommen. Bis auf die Süssigkeiten und Joghurts lag alles Obst und Gemüse, die Brote und mindestens drei Pakete weichgekochter Nudeln ( erst kochen, dann wegwerfen?) im Müll.

Ich hätte jetzt gerne mein Kleingeld zurück. Leider kann ich nicht genau sagen,wieviel es war. Ich schätze grob um die 11 Euro.

***

Deutschland, es gibt kein Adjektiv mehr für dich. Echt nicht."



Dienstag, 4. März 2014
Deutschland, du überaus seltsames Ding
Schlimmer. Geht ja auch immer.

Tochter hat über Nacht Kündigung der Ausbildungsstelle erhalten. Wenn man mich fragt, ist das eine Provokation den Eltern gegenüber. Es wurde nämlich der letzte Lohn einbehalten und stattdessen eine Quittung über eine Mietanzahlung ausgehändigt. Als ob die Eltern nur aus Boshaftigkeit die Zahlung der Miete verweigern würden. Als ob die nun losrennen und mal eben 2000 Euro auf den Tisch legen würden, damit Töchterchen nicht ihre Lehrstelle verliert.

Die Kündigung ist Quatsch. Fristlos, ohne Angabe von Gründen, nach der Probezeit. Zudem ist ein Ausbildungsverhältnis ohnehin nur sehr schwer zu lösen, da müssen schon fliegende Messer oder Bargeld im Spiel sein.

Da die (Ex-) Chefin sich als Giftspritze und Mensch mit mindestens drei Persönlichkeiten entpuppt hat, ist die Kündigung gar nicht mal so übel. Übel ist indes die absolute Geldlosigkeit der Tochter. Also ab zum Amt. Dafür ist es ja da, für alle die Verzweifelten und Hilflosen. Ha!

Sachbearbeiterin des Jobcenters vollkommen desinteressiert, abweisend und antwortet in Ein-Wort-Sätzen. Zuständig ist sie für gar nichts, weiss aber sofort Antwort auf Fragen. Rausgehämmert werden so tolle Antworten wie:
"Arbeitsrecht"
"Zivilrecht"
"Innung"
etc. Und zwar genau so.
Ausserdem sind alle zuständigen Sachbearbeiter beschäftigt. Tochter soll am 13.03. wiederkommen, da hätte dann jemand einen Termin frei.

Man stelle sich also vor, dass ein Verzweifelter und / oder Hilfloser am 3.3. vollkommen mittellos auf dem Amt steht und nicht mehr ein und aus weiss und die einzige Hilfe, die er erhält, ist ein Termin am 13.3 - also in 10 Tagen.
10 Tage mit Vierzig Cent, da sollen die uns doch mal vormachen, bitte schön.

Nun, Tochter hat für Essen und Grundversorgung ja noch die Eltern. Aber was macht jemand, der niemanden hat? Wühlt der dann die Mülltonnen nach Essbarem um? Bettelt der in der Fussgängerzone um ein paar Cent für ein Brötchen?

Wegen der Kündigung inzwischen Anwalt eingeschaltet. Der hat sich ob der Formulierung fast totgeschmunzelt. Schön, dass wenigstens eine Person Spaß hat.

Ich schätze, bis die BAB-Anträge durch sind, hat Tochter die Wohnung bereits verlassen (wer will nach einer Kündigung denn noch in der Wohnung einer boshaften Hexe wohnen?). An den Mühlen der Behörden können alle die armen Willis Deutschlands nichts drehen, aber einen Brief an den Bereichsleiter können sie schreiben. Einen erbosten, empörten und ein bisschen verheulten wegen all der Verzweiflung.

Ob eine Antwort kommt? Warten wir es ab.



Dienstag, 25. Februar 2014
Deutschland, du merkwürdiges Ding
Ich wollte mich nicht aufregen. Zum ersten. Und dann, zum zweiten, wollte ich mich hier auch nicht äussern. Aber inzwischen grummelt es dermassen in mir, dass ich das loswerden muss.

Tochter macht Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin. Angefangen im letzten September, reguläre Lehrzeit drei Jahre.

Vorher machte sie anderthalb Jahre lang nix, bezog Hartz4 und bekam anstandslos sowohl die Wohnung bezahlt, als auch den Regelsatz an monatlichem Lebensunterhalt.

In diesem Beruf bekommt ein Lehrling nicht viel Geld, netto sind es gerade mal 330 Euro. Die Wohnung, gleich im Nebenhaus, zwei nette kleine Zimmer mit integrierter Küche, winziges Bad, kostet 340 Euro. Da Tochter oft um 6.00 in der Früh anfangen muss und da in dieser Provinz hier um diese Zeit noch keine Busse fahren, sie auch keinen Führerschein, geschweige denn ein Auto hat, ist eine ortsnahe Wohnung für diese Lehre nötig. Da jedoch Einkommen niedriger als Miete, wird diese dem Vermieter seit einschliesslich September 2013 geschuldet (der hat allerdings vorher gewusst, dass das finanziell gar nicht passen kann...). Ob es unbedingt diese Wohnung hätte sein müssen, sei dahingestellt. Tochter ist volljährig und hat den Mietvertrag unterschrieben, bevor wir uns dazu äussern konnten.

BAB-Antrag gestellt. Massgebliches Elterneinkommen 2011 (immer vorletztes Kalenderjahr gefordert) gut. Zu gut. Eltern sollen an Tochter 430 Euro monatlich Unterhalt bezahlen. Damit hätte Tochter - 1 Person, sonst nix - 330 Euro Lehrgeld, 184 Euro Kindergeld und den Rest nach Abzug Miete in Höhe von 90 Euro auf die Hand, macht zusammen 604 Euro. Was den Eltern bleibt, mag ich hier jetzt nicht aufführen, sonst muss ich weinen.

Da wir aber schon 2014 schreiben und Elterneinkommen rapide kacke geworden ist, da Umstände inzwischen andere, Einspruch erhoben und um Aktualisierungsantrag gebeten. Vom Schlag getroffen, als Blick darauf geworfen. Detaillierte Auskünfte über Einkommen jeglicher Art in 2013, 2014 und 2015 verlangt. Bitte, wie??? Woher soll ich jetzt schon wissen, was 2014 noch kommt und 2015 möglich ist?

Grosse Sorge, dass Antrag nicht korrekt ausgefüllt werden kann, Tochter BAB bekommt und in anderthalb Jahren das Amt die Rückzahlung der Gelder fordert, welche, natürlich, die Eltern leisten müssen, welche das gar nicht können.

Zum direkten Vergleich nun dieses:

Fall A: Tochter

möchte arbeiten, hält die 6-Tage-Woche seit September durch, macht ihren Job gut, lässt sich nicht entmutigen und möchte unbedingt eine Ausbildung machen. Bekommt null Unterstützung, da ungeklärt ist, ob vielleicht Reichtum in Familie vorhanden, obwohl nicht einmal ansatzweise davon die Rede sein kann.

Staatliche Unterstützung: Null


Fall B: Mehrköpfige Familie in Nachbarschaft

Nebenan wohnen 6 Personen. Niemand davon hat jemals in die Sozialkassen eingezahlt, niemand davon möchte arbeiten und macht auch keine Anstalt, Arbeit zu finden.
2 Säuglinge in Pflegefamilien untergebracht.
1 Achtzehnjährige, vollkommen realitätsfern und lebensunfähig, in Pflegefamilie untergebracht.
1 Familienhelferin für die weiblichen Familienmitglieder kommt mehrmals wöchentlich zur Familie
1 Familienhelfer für den einzigen "Kerl" dort kommt ebenfalls mehrmals wöchentlich in die Familie
Wohnungseinrichtung teilweise gestellt
Tapeten, Teppiche, Dekokram teilweise gestellt

Staatliche Unterstützung: mehrere Tausend monatlich



... und da soll man nicht ins Grübeln kommen, ob das alles noch so seine Richtigkeit haben kann.....



Freitag, 24. Januar 2014
Keine Empfehlung
Ich kann es nicht empfehlen, bei uns vom Fussboden zu essen.



Sonntag, 5. Januar 2014
...
2014 geht genauso weiter, wie 2013 endete. Nur noch ein wenig dramatischer.

Was soll´s. Nach 2014 kommt 2015, dann 2016 und alles läuft immer weiter und weiter. Irgendwie. Tschakka!



Montag, 23. September 2013
Das Landvolk hat gewählt
Es bleibt dabei, dass die einzige Förder- und Sprachlernschule für Schulanfänger im Landkreis geschlossen wird. Und das nachdem Eltern erst kürzlich heftig darum gekämpft haben, die vor wenigen Jahren teuer ausgebaute und modernisierte "normale" Grundschule auf dem Land zu erhalten.

Es bleibt dabei, dass ländliche Krankenhäuser geschlossen werden, oder, bestenfalls, zusammengelegt. Haus A beherbergt die Patienten, Haus B, 25 Kilometer weit entfernt, die Verwaltung und Haus C, nochmal 25 Kilometer weit entfernt, macht die Laborarbeiten.

Es bleibt dabei, dass ländliche Freibäder geschlossen werden, oder in Vereinshände übergeben, mit einem festen Budget und wenn das nicht ausreicht, dann eben doch geschlossen.

Es bleibt dabei, dass Arztpraxen dicht machen, weil keiner mehr Lust hat, die ollen, schrulligen Landeier zu versorgen. Lohnt sich erstens nicht und ist zweitens ohne Perspektive. Landarzt zu sein, das ist nur in kitschigen Fernsehserien attraktiv. Im echten Leben ist es eher bitter.

Es bleibt dabei, dass Fernzüge am Landbahnhof vorbeigeleitet werden und nur der Milchkannenexpress bleibt. Macht aber nichts, weil die wenigsten noch die Preise für ein Fernticket bezahlen können und man ohnehin drei Tage Urlaub einrechnen muss, für eine Fahrt durch die Nation, um die Verspätungen, Streckenausfälle und Zugführerpannen aufzufangen.

Es bleibt dabei, dass die ländliche Postfiliale auf einen gelben Briefkasten geschrumpft ist und der Weg zur Post für allem für ältere Landeier zu einem Tagesausflug geworden ist.

Es bleibt dabei, dass die Schulversorgung sich jetzt Ganztagsschule nennen darf, dabei aber verschwiegen wird, dass zwei Drittel davon Arbeitsgruppen wie Sport, Basteln, Kochkurse sind. Das übrige Drittel wird versucht, ausfallsfrei zu unterrichten - wobei Musik nicht mehr unterrichtet wird, weil dafür die Ressourcen fehlen.

Es bleibt dabei, dass an der Berufsschule in der Kreisstadt nach und nach allerlei Berufsrichtungen gestrichen werden und die Berufsschüler zwei Stunden Fahrt einrechnen müssen, um zur nächsten Schule mit eben diesen Zweigen zu gelangen. Von den Fahrtkosten mal ganz zu schweigen.

Es bleibt dabei, dass so mancher länger arbeitet, als er kann und will, aber wenn er den Gang zum Sozialamt vermeiden will, muss er die Arschbacken zusammenkneifen oder sich ein Attest ausstellen lassen, in dem steht, dass er nicht mehr alle Latten am Zaun hat und daheim bleiben darf. Herzerkrankungen, Gehbehinderungen, Hörstürze sind nämlich kein Grund, ab 60 in Rente gehen zu dürfen. Und hier auf dem Land sind die Arbeitsplätze ja so dermaßen reichlich, dass man sich kaum noch davor retten kann.

Es bleibt also dabei. Das Landvolk hat gewählt. Das Landvolk hat genau dieses gewählt. Ich bin sprachlos.



Mittwoch, 28. August 2013
Pandora


Jeder Lichtstreifen, der sich am Horizont abzeichnet, jeder Schritt nach vorne, jeder zögerliche Schatten von Erleichterung - alles nur jene trügerische Hoffnung, die einen hernach noch tiefer und fester am Abgrund aufschlagen lässt.

Und dann noch die Scham über alles dieses. Das Ausweichen bei Nachfragen. Das Meiden von Situationen, in denen man entweder mit Naserümpfen oder, beinahe noch schlimmer, Mitleid konfrontiert wird.

Alles nur Baustellen, nirgendwo Ergebnisse, rundherum alle unzufrieden und quengelnd. Alle wollen irgendwas haben, sofort und neu und gratis. Genug mit sich selbst zu tun, müssen zwei erwachsene Kinder irgendwie mitversorgt werden, finanziell und emotional und fürsorglich, die ihre Leben vollkommen verkorkst haben und keinen einzigen Schritt geradeaus hinbekommen.

Und obendrauf diese bleierne Müdigkeit. Dieses versteckte Nichtmehrwollen und dieses offensichtliche Nichtmehrkönnen. Jeder Tag, der zuende gebracht worden ist, führt zu einem neuen und dieser wiederum führt zu einem weiteren, welcher.....

Mühsames Lachen über Modeschlagworte wie Burnout oder chronisches Erschöpfungssyndrom. Wem, bitte schön, nutzt die Benennung eines Zustandes, der sich nicht abstellen lässt, weil schlappmachen einfach nicht geht? Wer soll es richten, wenn nicht wir selbst? ?????

Wo sind die vielen Chancen hin, die man hatte, die jeder hatte, die so viel versprachen und so vieles offen ließen? Wo sind die vielen Weggabelung geblieben, die in diese oder jene Richtung zeigten, immer den Hügel hinauf, niemals einen steilen Berg hinab? Was hat man draus gemacht, aus den Chancen, den Situationen, den Möglichkeiten, die man hatte?

In meinem vorherigen Leben war ich garantiert eine verwöhnte Prinzessin, die alles hinterher getragen bekommen hat und sich niemals über irgendwas Sorgen machen musste. So ein kleines, freches, unbekümmertes Luder, das immer bekam, was es wollte und nachts schlief, wie ein Stein, bis am Morgen das Frühstück ans Bett gebracht wurde.

Tschakka!



Montag, 8. Juli 2013
100 Pro
Es gibt nicht vieles, das ich mit absoluter Sicherheit annehmen kann. Eines jedoch ist vollkommen sicher: Meine Kinder melden sich ausnahmslos nur, wenn sie etwas wollen/brauchen. Entweder, dass man ihre Einkäufe bezahlt, sie durch die Gegend kutschiert, sie ob ihres schweren Schicksals bedauert (hausgemacht, allerfeinste Handarbeit) oder auch ihnen Bewerbung anfertigt, weil sie selbst zwar alle möglichen Games auf allen möglichen Plattformen im Schlafe beherrschen, aber sonst eben nix.

Als Dreingabe fetzen sie sich dann in allerschönster Kleinkriegmanier mit Androhung von Polizeianzeige, Schläge und zuletzt mit Mord und wollen von mir in ihrem jeweiligen Tun Recht bekommen. Ich sage dann immer: "Ihr seid beide gleich bescheuert."
Das beendet das Theater dann keinesfalls, sondern facht das Feuer noch an, denn jetzt will jeder der beiden beweisen, dass der andere eben doch noch bescheuerter ist. An dieser Stelle verweise ich das jeweilige Kind des Hauses. Vorübergehend. Man will sich ja später nicht vorwerfen, nicht für die eigene Brut dagewesen zu sein.

Das Endergebnis von alledem ist übrigens eine (meine) angeschlagene Gesundheit. Der Kurzurlaub war dann nämlich allerkurz, weil ich nach drei Tagen so richtig dolle Bauchweh und Kreislauf hatte. Dabei habe ich auf Nachrichten der Brut nicht reagiert und sogar alle möglichen Posteingänge blockiert, um nix zu hören, bzw. zu lesen. Seit letzten Dienstag saniere ich nun Darm und Eingeweide und just heute, als ich so vor mich hindenke, dass es langsam wieder wird, stehen beide bescheuerte Kinder nacheinander vor der Tür.

Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich beiden die gleiche Bescheuertheit nochmalig bestätigte, oder?

Ich habe mir zu eigen gemacht, reichlich Flohsamenschalen zu mir nehmen. An den Geschmack habe ich mich inzwischen gewöhnt. Nur mit dem Pupsen mag ich mich nicht recht anfreunden.



Donnerstag, 4. Juli 2013
Unfug mit Stichtag 01.07.2013
Hunderegister Niedersachsen

Warum muss ich meinen Hund im zentralen Register anmelden?

Aufgrund der Vorschriften §§ 6, 16 des Niedersächsischen Gesetzes über das Halten von Hunden (NHundG) müssen Sie dem Zentralen Register gegenüber bestimmte Angaben über jeden von Ihnen gehaltenen Hund machen. Diese Anmeldung ist gebührenpflichtig.


Und wozu das? Ein Austausch mit der zuständigen Gemeinde, welche die Hundesteuer erhebt, ist angeblich aus Datenrechtsgründen nicht möglich. Bei Verlust des Hundes kann auf dieses Register nicht zurückgegriffen werden, hierfür ist beispielsweise TASSO Ansprechpartner. Die Angaben über Sachkundenachweis und Haftpflichtversicherung sind freiwillig, sogar die Angabe über eine Gefährlichkeit des Hundes ist freiwillig. siehe Meldeformular

Was, um Gottes Willen, soll das also? Einen Sinn kann ich hier nicht erkennen, außer natürlich der Gebühr pro gemeldetem Hund. Bei Onlinemeldung sind das 14,50 plus Mehrwertsteuer. Dafür, dass ein Formular bereitgestellt wird, dessen Daten dann in einem Computer lagern.

Lächerlich, wenn es nicht zulasten der Hunde in den Tierheimen gehen würde...



Montag, 17. Juni 2013
Kein Trost,
eher Bedauern über bedauerliches Nichts. Dabei hielt ich mich schon zuvor für vollkommen desillusioniert. Zauber verflogen. Punkt.

***

Nebendran spielen sich fast täglich neue Dramen ab. Seit die jugendliche Mutter in einer speziellen Einrichtung ist (das Baby lebt noch - ich halte allerdings alles für möglich), hat sich das Interesse der älteren Mutter an ihren jüngeren Kinder auf Anschreien und ins Bett schicken reduziert. Ich bin unschlüssig, inwieweit ich eingreifen kann und soll, zumal das Jugendamt seit Jahren involviert ist. Jedoch ist der Junge (der einzige unter sonst nur weiblichen Familienmitgliedern) bereits so auffällig, dass mir das Herz blutet, wenn ich das Geschrei von nebenan höre.

Er (knapp 13) soll mit seiner Schwester (ein Jahr jünger) in den Sommerferien in ein Ferienlager und hat bereits jetzt panische Angst davor. Bis vor kurzem musste er noch jeden Morgen zum Schulbus gebracht werden, und nun soll er quer durchs Land verreisen. Vorsichtiges Nachfragen erbrachte nur die genervte Antwort der Mutter, sie müsse sich mal erholen. Mag sein, aber ihr Junge ist bereits jetzt ein Nervenbündel und ich glaube nicht, dass diese Aktion irgendeinen positiven Effekt haben wird. Vor kurzem sagte er mir im Vertrauen, er glaube, seine Mutter würde ihn hassen. Bei dem täglichen Geschrei könnte man das tatsächlich glauben. Jedoch steht dort drüben eine Familienhilfe bereit und diese sollte doch mitkriegen, was da los ist.

[Kurze Anekdote noch: die Familienhilfe bereitet einen Ausflug mit Mutter und den beiden jüngeren Kindern vor. Es soll in den Wildpark gehen und die Kinder freuen sich schon. Kommentar der Mutter: "Ich habe keine Lust. Was soll ich da? Oh menno, mir fällt bestimmt noch eine Ausrede ein". Nebendran stehen die Kinder und gucken gross.]

***

Seit Tochter öfter ein- und ausgeht, ist Sohn nicht mehr gesichtet worden. Ich kann mich noch sehr deutlich daran erinnern, wie ich unbedingt zwei Kinder haben wollte, damit eines später mal nicht so mutterseelenalleine dasteht...