Donnerstag, 22. Juli 2010
Yes Sir, I am ready
Morgen ist Freitag. Ab da dann ohne Krücken. Unter uns gesagt, bin ich ja schon seit gestern ohne Krücken. Im Wackelgang, weil Knie sich nicht richtig durchstrecken oder -beugen lässt. Und abends mit Aua im Bein. Aber dafür dann morgen schon mal trainiert. Ist nämlich recht weit vom Behandlungsraum bis zum Auto draußen auf dem Parkplatz. Da werde ich dann wie Pittiplatsch hinmarschieren. Schleichend wanken. Hehe.

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Der tägliche Anruf meiner Mom geht mir auf die Gehörgänge. Präziser ausgedrückt: ich höre nicht mehr richtig zu. Das führt dazu, dass ich im Gespräch nur noch mit Brummlauten antworte. Richtige Antworten kann ich nicht geben, da ich nicht zugehört habe. Das tut mir dann hinterher wieder leid, wenn ich daran denke, dass sie vielleicht noch 4, 5 Jahre hat und ich, weil weit genug weg, diese 20 Minuten am Tag für sie erübrigen sollte. Und auch könnte. Aber die Thematik ist so mühsam, dass ich gar nichts dazu beitragen kann. Und will. Ich bin weder Arzt noch Psychologe und außerdem sind beide, Mom und der andere, absolut beratungsresistent (ach, ich liebe diesen Ausdruck, seit ich ihn zum ersten Mal gehört habe!).

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Dieses wirklich nette Grafikboard hätte mich ja fast hinterrücks eingefangen. Fast. Im letzten Moment habe ich jedoch gemerkt, wie sich die Schinge enger zog und ich beinahe wieder freudig Engagement zu erbringen bereit war. Eines der Art "jawoll, ich lade mir Verpflichtung auf und erfülle tausend unangebrachte Erwartungen".

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Schade, dass bei manchem der Intellekt nur zur Unterstreichung der Fokussierung auf Körperflüssigkeiten zur Schau getragen wird (die Ausnahme bestätigt die Regel in einem so schönen Rahmen, dass man das Bild mit der Wasserwaage aufhängen möchte). Und noch mehr schade, dass manche dann doch nicht reifen, sondern nur altern.

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Freundschaft. Das ist, wenn man sich nicht gegenseitig einander Verbundenheit versichern muss und dennoch weiß, dass der/die andere da ist, in jeder Lebenslage. Deshalb klappt das mit der Freundschaft da im Westen eindeutig nicht. Es stört mich nämlich, dass aus dem Westen so rein gar nichts kommt, mit dem Wissen, dass ich gerade in einer Lebenslage bin. Und es stört mich nur dort, sonst nirgends. Und das wiederum stört mich noch mehr und die Sache wird zu einem geschlossenen Kreis. Und dieses, nachdem ich beschlossen habe, nie wieder geschlossene Kreis zu akzeptieren.

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Besuch kann kommen. Ich muss nicht im Rollstuhl durch die Prärie gefahren werden und kann selbst kochen, abwaschen und meinen Arsch von A nach B bewegen. Fein, dass das Timing doch so schön fluppt.

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Und jetzt: Schreibtisch ahoi!