Und
- als ich aus der Dusche komme, wegen der Hitze nur in Hemdchen und Handtuch, und mir so aus der Küche einen Kaffee holen will, erinnere ich mich aus heiterem Himmel, wie er, der Vater, immerzu nur im Hemd gesessen ist. Im Hemd, Feinripp, und sonst nichts. Und wie wir immerzu seinen kleinen, verschrumpelten Pimmel anschauen mussten, weil er immer, wenn er zuhause war, nur im Hemd dasaß. Oben er selbst, mit Feinripphemd über dem riesigen, dicken Bauch, und darunter der andere, der verschrumpelte, winzige Pimmel über den Falten eines undefinierbaren Hautsackes.

Und wir trauten uns nicht, jemanden einzuladen, oder mitzubringen, weil er, der Vater, dann immer erst aus der Küche ins Wohnzimmer - wohin wir Kinder nur an Feiertagen durften - verschwinden musste, und er wohl doch irgendwie wusste, dass es eine ungehörige Art ist, anderen ständig seinen Pimmel zu zeigen. Anderen. Bei uns galt ihm das nicht. Und wie er immer schnaufte und schnaubte, dann, wenn jemand anderes kam, weil er sich gestört fühlte in seiner Pimmelschau und weil es ihm als ungehörige Art vorkam, in sein Territorium einzudringen.

Wie ich es gehasst habe, am Tisch zu sitzen, bei einer Mahlzeit, und zu wissen, dass unter der Tischplatte dieses Schrumpelding auf meine Beine starrte. Oder wenn es Streit gab, übers Heimkommen, oder eine Schulnote, und mich beide zornig anstarrten, er und sein ekliger Pimmel.

Eine Dauernötigung war das und am schlimmsten war es in den Jahren, in denen ich selbst mich sogar beim Arzt schämte, wenn dieser wollte, dass ich mich auszog. Ich schämte mich so sehr, als würde ich mich für den Vater mitschämen, und auch für die Mutter, die alle Jahre zugelassen hat, dass wir keine Hose wert waren. Aber vielleicht hatte sie, so wie wir, zuviel Angst vor ihm, denn jemand, der so gnadenlos Demütigungen austeilte und mit seinem kleinen, verschrumpelten Pimmel drohte, war jemand, den man einfach nur fürchten konnte. Verachten und fürchten. Vor allem fürchten.